

Big Corona Shift
Zukunft
Warum wir nicht zu Pre-Corona zurückkehren können
22.07.2020
Wie verändert die globale Pandemie unser Leben und Konjunkturen und warum kann die Post-Corona-Ära nicht so sein wie vor Corona.
Der Schmetterlingsdefekt
Je vernetzter die Weltgemeinschaft wird, desto abhängiger wird sie voneinander. Dies ist der Schmetterlingsdefekt der Globalisierung, der, wenn nicht richtig gesteuert, unvermeidlich zu eskalierenden und zunehmenden gefährlichen systematischen Risiken führt.
Eine der anschaulichsten Demonstrationen war die Finanzkrise 2008. Der wirtschaftliche Zusammenbruch spiegelte eine gefährliche Nachlässigkeit von Behörden und Experten bei der Bewältigung der wachsenden Komplexität des globalen Finanzsystems wider. Coronavirus ist,wie der Klimawandel teilweise ein Problem unserer Wirtschaftsstruktur. Obwohl beide Probleme als „Umweltprobleme“ oder „natürliche Probleme“ erscheinen, sind sie sozial motiviert.
Der Klimawandel mag durch bestimmte Vorgänge in der Atmosphäre verursacht sein, aber das ist eine sehr oberflächliche Erklärung. Um den Klimawandel wirklich zu verstehen, müssen wir die sozialen Gründe verstehen, aus denen wir Treibhausgase emittieren.
Ebenso bei Covid-19. Die direkte Ursache ist der Virus, aber um seine Auswirkungen zu bewältigen, müssen wir das menschliche Verhalten und seinen breiteren wirtschaftlichen Kontext verstehen.
Die Richtige Reaktion auf Covid-19 ist nicht das Konzept einer Kriegswirtschaft mit massiven Steigerungen der Produktion. Wir brauchen vielmehr eine „Antikriegswirtschaft“, die eine massive Reduzierung der Produktion zur Folge hat. Wenn wir in der Zukunft widerstandsfähiger gegen Pandemien sein wollen (und den schlimmsten Klimawandel vermeiden möchten), benötigen wir ein System, das die Produktion auf eine Weise reduzieren kann, die keinen Verlust des Lebensunterhalts bedeutet.
Eines scheint die Covid-19-Krise bereits jetzt zu bewirken und das ist die Erweiterung unserer wirtschaftlichen Vorstellungskraft. Die Regierungen und die Wirtschaft unternehmen Schritte, die noch am Anfang des Jahres als unmöglich erschienen wären. Wir lernen, dass konstruktive Systemveränderungen möglich sind, und diese Erkenntnis sollten wir in einer, hoffentlich zeitnahen, Post-Corona-Welt nicht verwerfen.
Covid-19 weist auf schwerwiegende Mängel in unseren bestehenden Systemen hin. Aber wir lernen, dass wir ein humaneres System aufbauen können, welches uns gegenüber zukünftigen Pandemien und anderen bevorstehenden Krisen resistenter macht. Gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Wandel wird von vielen verschiedenen Einflüssen vorangetrieben. Eine Schlüsselaufgabe für uns alle ist die Forderung, dass aufkommende gesellschaftliche Formen aus einer Ethik stammen, die Wert auf Fürsorgen, Leben, Nachhaltigkeit und Demokratie legt. Unsere Zentrale Aufgabe besteht darin, diese Werte zu leben und mit Kreativität zu organisieren.
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